Es gibt einige Parallen zwischen dem Frauen- und Männer-Bodybuilding. Um es zu vereinfachen, konzentrieren wir uns auf den Main Event aller Bodybuilding-Ereignisse – der Mr. und Ms. Olympia Bühne. Der erste Mr. Olympia wurde 1965 abgehalten (damaliger Sieger: Larry Scott) und war damals weit davon entfernt, Teil eines megagehypten Bodybuilding-Wochenendes zu sein, wie es heute der Fall ist.
Fünfzehn Jahre später gab es für die Frauen einen eigenen Wettkampf, der “Miss Olympia” getauft wurde. Rachel McLish, die direkt von Bikini-Wettbewerben zum Bodybuilding gekommen war, gewann den Titel bei der Einführungsshow. Die brünette Schönheit konnte sich bis 1981 an der Spitze des Sports halten, bis sie von Kike Elomaa entthront wurde (Rachel McLish konnte sich den Titel im Folgejahr erneut sicher).
In diesen frühen Jahren promotete George Synder den Ms. Olympia und suchte hierfür die Teilnehmer selbst aus. Der Ms. Olympia wurde separat vom Mr. Olympia ausgetragen, um das Interesse für den Sport zu schüren. Nach dem Sieg von Carla Dunlap im Jahre 1983, begann der kometenhaftge Aufstieg der wunderschönen Cory Everson, die für sechs zusammenhängende Jahre Ms. Olympia war und zum Aushängeschild des Frauen-Bodybuilding wurde. Cory Everson ist, nebenbei erwähnt, die einzige Bodybuilderin, die unbesiegt in den Ruhestand gegangen ist. Dies geschah zu der Zeit, als “Pumping Iron II – The Women” startete. NBC berichtete sogar von der Ms. Olympia als Teil ihres “Sportsworld” Programms.
Zur gleichen Zeit sammelte Lee Haney einen Sandow nach dem anderen beim Mr. Olympia. Das Bodybuilding hatte mit ihm und Cory Everson zwei vermarktbare Gesichter und beide waren Teil der Fitness Revolution, bei der es “in” war, in einem Fitnessstudio angemeldet zu sein und auf Körper wie die von Cory Everson und Lee Haney hinzuarbeiten.
In den 90er Jahren wurden die Träume des Durchschnittsbodybuilders, für den die Figuren von Lee Haney und Cory Everson als durchaus erreichbar galten, von einem Monster mit dem Name Dorian Yates zerstört. Yates, der von Wettkampf zu Wettkampf massiger und massiver wurde, galt als erster echter “Massefreak” und die neue Ms. Olympia, Lenda Murray, zog mit ihm gleich. Lenda setzte für die kommenden Jahre neue Maßstäbe im Frauen-Bodybuilding, neben denen die ehemaligen Ms. Olympia Teilnehmerinnen wie magersüchtige Bikinimodels aussahen.
Die IFBB stimmte damit nicht komplett überein und fühlte sich dazu gezwungen, neue und sehr umstrittene Bewertungsrichtlinien bei der 1991er Ms. Olympia einzuführen, die zum ersten mal live übertragen wurde. Lenda Murray konnte die ehemalige australische Powerlifterin Bev Francis sehr knapp mit nur einem Punkt Vorsprung besiegen. 1992 setzten Ben Weider und der Rest der Verantwortlichen neue Richtlinien auf, die das Frauen-Bodybuilding “feminisieren” sollten. Einer der neuen Punkte besagte, dass die Teilnehmerinnen nicht zu massig und zu muskulös auf der Bühne erscheinen sollten.
Die Fans waren hiermit offensichtlich nicht einverstanden und buhten positive Ergebnisse für weniger muskulöse Bodybuilderinnen bei anderen Shows aus. Die IFBB erkannte den aufkommenden Tumult und lockerte die aufgestellten Richtlinien. Lenday Murray wurde daraufhin von Kim Chizevsky abgelöst, die eine ähnliche Masse wie Lenda aufwies, jedoch um einiges härter und sehniger war. Kim Chizevsky konnte drei Ms. Olympia Siege feiern, bevor sie zu Fitness Wettkämpfen wechselte.
Während die Frauen weiterhin massig antraten, trieb es Ronnie Coleman bei den Männern auf die Spitze. Der “King” dominierte die Mr. Olympia mit einem fast 136kg schweren Körper. Im jahre 2000 wurden erneut Änderungen für den Ms. Olympia angekündigt. Der Wettkampf wurde Teil des Olympia Wochenendes und am Tag vor dem Mr. Olympia ausgetragen.Gewichtsklassen wurden eingeführt und ein weiterer Versuch, die Bodybuilderinnen in Punkto Masse zu “schrumpfen”, wurde unternommen. Ob dies jemals stattgefunden hat, ist heute immer noch offen, da Lenda Murray nach fünf Jahren Wettkampf-Abstinenz ihr Comeback auf der Ms. Olympia Bühne feierte und in den Jahren 2002 und 2003 sowohl einen Sieg in der Schwergewichtsklasse als auch den Gesamtsieg für sich beanspruchen konnte.
Danach gab Lenda Murray das Zepter an Iris Kyle ab, die fünf der nachfolgenden sechs Ms. Olympias für sich entscheiden konnte. Auch wenn Iris Kyle eine extrem talentierte Bodybuilderin ist, so spaltet sie mit ihrem teilweise recht maskulinen Aussehen seitdem die Meinungen wie kaum eine andere Ms. Olympia vor ihr. Es ist offensichtlich, dass Fitness-, Figur- und Bikini-Klassen immer mehr im Kommen sind, was ein klares Indiz dafür ist, dass der femininere Look von den meisten vorgezogen wird. Warum schafft das Frauen-Bodybuilding diesen Schritt nicht?
Im Jahre 2009 wurde Heather Armbrust zweite hinter Iris Kyle. Heather glänzt mit einem perfekten Körper und einer sehr weiblichen Ausstrahlung, womit sie durchaus das nächste neue Gesicht des Frauen-Bodybuildings werden könnte. “Obwohl ich muskulös bin, habe ich meine weiblichen Kurven behalten,” so Heather Armbrust mit einem Lächeln auf den Lippen.
Mit dem Sport an einem Scheideweg, sind die Hoffnungen groß, dass die Juroren bei der kommenden Ms. Olympia die richtigen Entscheidungen treffen werden.
Quelle: musclesportmag.com